Germar Rudolf
Bis in die späten 1980er Jahre stammte das meiste von dem, was die Welt über das berüchtigte Lager Auschwitz wusste, von Zeugenaussagen. Aber Zeugen können aus mehreren sowohl vorsätzlichen als auch fahrlässigen Gründen falsch liegen. Doch wie kann man sonst eine solide Grundlage für die Geschichtsschreibung über Auschwitz gewinnen?In den 1980er Jahren nahm der französische Hobbyhistoriker Jean-Claude Pressac diese Herausforderung an, indem er ausschließlich mit Dokumenten zu beweisen trachtete, dass die vielen Zeugnisse über Massenvernichtungen in Auschwitz im Wesentlichen zutreffen. 1989 veröffentlichte er ein 564-seitiges Buch im DIN A3 Querformat mit Reproduktionen von Hunderten deutscher Originaldokumente über Auschwitz aus der Kriegszeit, die von Pressac ausführlich kommentiert wurden. Mit diesem bahnbrechenden Buch des Titels Auschwitz: Technique and Operation oft he Gas Chambers (Technik und Betrieb der Gaskammern) erhielt die Auschwitz-Forschung erstmals eine solide Grundlage, die durch Dokumente gestützt wurde.Natürlich hat die Forschung seither nicht aufgehört. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde viel zuvor klassifiziertes Archivmaterial zugänglich gemacht. Dieses Material wurde anschließend von einer Reihe unabhängiger Forscher ausgewertet. Da Pressacs 1989er Buch als ein Standardwerk gilt und von Auschwitz-Forschern immer wieder zitiert wird, es aber aufgrund neuerer Forschungen teilweise veraltet ist, wäre es unverantwortlich, das Buch einfach so stehen zu lassen. Ein kommentierter oder aktualisierter Nachdruck wäre nötig, doch ist das aufgrund urheberrechtlicher Probleme nicht möglich. Die zweitbeste Option ist das vorliegende Begleitbuch, das die notwendigen Korrekturen und Kommentare enthält. Es gibt einen Überblick über die seit 1989 gemachten Forschungsfortschritte und verweist häufig auf Pressacs 1989er Buch, das zwar nicht mehr vertrieben wird, aber in größeren Bibliotheken sowie im Internet kostenlos eingesehen werden kann. Dieses Begleitbuch zielt daher darauf ab, Besitzer eines Originalexemplars, Leser eines Bibliotheksexemplars oder der Online-Version von Pressacs Buch und auch sonst jeden Interessierten mit dem aktuellen Wissen über die Dokumentenforschung zu Auschwitz vertraut zu machen. 3